Forschung

Dieses Projekt verfolgt einen transdisziplinären Ansatz, um die Auswirkungen einer störungsarmen und jagdfreien Zone auf Wildtiere sowie die Begegnungen zwischen Mensch und Tier zu erforschen sowie deren potenziellen Einfluss auf nachhaltiges Denken und Handeln zu untersuchen.

Studien zum Wildtierverhalten

  • Verhaltensanpassung und Zeitrahmen: Wie schnell passen sich Wildtiere an die störungsarme Umgebung an, und wann stellt sich ein natürliches Verhalten ein
  • Raumnutzung und Gebietsgröße: Suchen Wildtiere das Schutzgebiet aktiv auf, und welchen Einfluss hat die Größe des Gebiets auf ihr Verhalten und ihr Bewegungsmuster?
  • Einflüsse auf angrenzende Gebiete: Welche Auswirkungen hat die jagdfreie Zone auf die benachbarten Regionen?
  • Ökologische Selbstregulation: Zeigen sich Anzeichen eines sich selbst regulierenden Ökosystems – etwa durch natürliche Populationsschwankungen, neue Nischenbildungen oder einen Rückgang invasiver Arten? Besonders relevant ist dies im Hinblick auf das Vorkommen des Waschbären, der sich in dem Gebiet etabliert hat.
  • Rückkehr seltener und verdrängter Arten: Welche Arten, die durch Jagddruck oder menschliche Störung zurückgedrängt wurden, kehren zurück?
  • Räuber-Beute-Beziehungen: Wie entwickeln sich trophische Beziehungen?
  • Aktivitäts- und Sozialstrukturen: Gibt es Veränderungen in Aktivitätsmustern (u.a. tag- vs. nachtaktiv) oder in sozialen Interaktionen zwischen den Tierarten?
  • Artenvielfalt und Reproduktion: Verändert sich die Artenzusammensetzung, und wirkt sich das Schutzgebiet auf das Fortpflanzungsverhalten aus?

 

Wirkung auf den Menschen

Das Projekt untersucht die langfristigen sozialen, ökologischen und nachhaltigen Auswirkungen der störungsarmen Zone mit der Möglichkeit von Tierbeobachtungen auf die Wahrnehmung, Einstellung und das Verhalten der Menschen gegenüber der Natur.

  • Naturverbundenheit und Wahrnehmung: Wie beeinflussen Naturerlebnisse undTierbeobachtungen die Wahrnehmung der Natur und  das Gefühl der Verbundenheit mit ihr? Kann die direkte Auseinandersetzung mit der Natur eine Brücke schlagen, die es Menschen ermöglicht, ihre Lebensweise in der modernen Welt nachhaltiger zu gestalten?
  • Empathie und Verantwortungsbewusstsein: Stärken Begegnungen mit Wildtieren nicht nur Empathie und Verantwortungsbewusstsein für
    deren Schutz, sondern auch die Bereitschaft, nachhaltige Prinzipien aus der Natur in den Alltag zu integrieren?

Das Projekt möchte vor allem Menschen dazu inspirieren, die Natur als Inspiration wahrzunehmen, ihre Prinzipien zu verstehen und diese aktiv in ein nachhaltigeres Leben einzubinden.

In der Region gibt es bereits erste Erfahrungen zu jagdbefriedeten Flächen in einem etwa 130 ha großen Naturschutzgebiet (NSG „Geierswalder Heide“) in der Bergbaufolgelandschaft. Dort hält sich Rehwild deutlich häufiger auf als in der Pflegezone des NSG. In der jagdfreien Prozessschutzzone des Wildnisgebietes „Königsbrücker Heide“ im Landkreis Bautzen konnten sogar 10 bis 20-fach höhere Wilddichten beim Rotwild im Vergleich zu den bejagten Randflächen im Landeswald festgestellt werden (Naumann & Tottewitz 2018). Allerdings wurden hier nur die quantitativen Auswirkungen auf das Schalenwild untersucht.

Quelle: Neumann, M. & Tottewitz, F. (2018): Zum Raum-Zeit-Verhalten von Rotwild im Wildnisgebiet Königsbrücker Heide. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung Bd. 43, S. 35-44